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William Shakespeares Gedichte - Sonette

  

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61 - Ist es dein Wunsch, daß in der bangen Nacht

62 - In sünd’ger Eigenliebe ist entbrannt

63 - Einst ist mein Freund gebrochen und zerzaust,

64 - Seh’ ich zertrümmert von der Zeiten Hand

65 - Wenn Erz und Stein dem Todeswerk der Zeit,

66 - Des Todes Ruh’ ersehn’ ich lebensmüd,

67 - Warum soll er in der Verpestung leben

68 - So ist sein Bild ein Blatt aus alten Tagen,

69 - Dein Bild, das sich dem Blick der Welt entrollt,

70 - Nicht deine Schuld ist’s, wenn die Welt dich schmäht,

71 - Nicht länger traure du um meinen Tod,

72 - Daß nicht die Welt dich frage, was es war,

73 - Die Zeit des Jahres magst in mir du sehn,

74 - Doch sei getrost! Wenn mich der harte Spruch

75 - Du bist der Seele, was dem Leib das Brot,

76 - Was bleiben allen neuen Reizen fern,

77 - Der Spiegel zeigt, wie deine Reize bleichen,

78 - Sooft ich dich als Muse angefleht,

79 - Als ich alleine deine Gunst errang,

80 - Oh, wie verzagt bin ich, von dir zu singen,

81 - Erlebe ich’s, die Grabschrift dir zu schreiben,

82 - Vermählt bist du mit meiner Muse nicht,

83 - Mir warst du immer schön genug, so habe

84 - Wer sagt das Höchste? Was bedeutet mehr

85 - Es hüllt sich meine Muse fromm in Schweigen,

86 - War es das stolze Segel seiner Lieder,

87 - Leb’ wohl, du stehst zu hoch für mich im Wert

88 - Kommt dir die Laune an, mich preiszugeben,

89 - Sag’, du verließest mich um ein Vergehn,

90 - So hass’ mich, wenn du willst, doch hass’ mich jetzt!

91 - Der rühmt sein Geld, ein andrer seinen Stand,

92 - Doch tu dein Schlimmstes, wende dich von mir,

93 - So soll ich leben und dich treu vermeinen

94 - Wer, von der Macht zu schaden nicht verführt,

95 - Wie machst du selbst die Schande liebenswert,

96 - Die tadeln deine Keckheit, deine Jugend,

97 - Wie glich dem Winter doch die Trennungszeit,

98 - Von dir getrennt war ich zur Frühlingszeit,

99 - Dem kecken Veilchen hab’ ich so gedroht;

100 - Wo bist du, Muse, die vergaß, zu preisen

101 - Wie, Muse, willst du deine Säumnis sühnen?

102 - Stark wuchs die Liebe, und es trügt der Schein,

103 - Wie arm ist doch, was meine Muse bringt

104 - Für mich, Geliebter, wirst du niemals alt!

105 - Ihr sollt mein Herz des Götzendienstes nicht,

106 - Wenn Chroniken aus längst vergangnen Tagen

107 - Nicht eigne Furcht noch der Prophetenwahn

108 - Was kann das Hirn in Tintenzeichen künden,

109 - Nein, falsch von Herzen darfst du mich nicht nennen,

110 - Weh mir! ‘s ist wahr, ich bin umhergetollt,

111 - Oh, meinetwegen grollst du dem Geschick,

112 - Dein Mitleid deckt das Mal in Liebe zu,

113 - Mein Auge ist, seitdem ich von dir schied,

114 - Ob sich mein Geist, gekrönt von deinem Licht,

115 - Es log mein Lied, als ich dir einst gestand,

116 - Dem festen Bund getreuer Herzen soll

117 - Verklage mich, daß alles ich vertat,

118 - Wie man, um seine Essenslust zu mehren,

119 - Wieviel Sirenentränen schlürft’ ich ein,

120 - Daß du dich lieblos einst erwiesen hast,

121 - ‘s ist besser, schlecht zu sein, als schlecht zu scheinen,

122 - Das kleine Blatt, die Gabe deiner Hand,

123 - Nie prahlst du, Zeit, ich wäre wandelbar:

124 - Wär’ meine Liebe nur des Zufalls Sproß,

125 - Soll gleich dem Baldachin mein Lied nur sein

126 - O du geliebter Knabe, dessen Hand

127 - Schwarz galt für schön nicht in der alten Zeit,

128 - Wie oft, mein Herz, wenn du die Tasten rührst,

129 - Des Geistes Sturz in unermeßne Schmach,

130 - Der Liebsten Aug’ ist nicht wie Sonnenschein,

131 - So grausam bist du, als käm’ dieses Recht

132 - Ich liebe deine Augen, die mir Armem

133 - Verflucht das Herz, das mir das Herz zerschnitt

134 - Ja, er ist dein, ich sprach es endlich aus,

135 - Wie andern ihre Wünsche, so ward dir

136 - Wenn dich dein Herze schilt, ich sei zu dreist,

137 - Was tust du, Liebe, blinder Narr, mit mir,

138 - Wenn meine Liebe schwört, sie sei mir treu,

139 - Beruf mich nicht, Entschuldigung zu sagen

140 - Sei klug so, wie du grausam bist, und bringe

141 - Fürwahr, ich lieb’ dich mit den Augen nicht,

142 - Mein Fehl ist Liebe, deine Tugend Haß,

143 - Wie eine gute Hausfrau unverweilt

144 - Zwei Geister hab’ ich trost- und qualenreich,

145 - „Ich hasse“, sprach der Lippen Paar,

146 - Du Kern des sünd’gen Staubes, arme Seele,

147 - Die Liebe brennt wie Fieber und verlangt

148 - Weh mir! Was hat die Liebe in mein Haupt

149 - Ich liebe dich nicht, sagst du grausam mir,

150 - Durch welche Macht ward diese Allmacht dein,

151 - Lieb’ ist zu jung und weiß noch nichts von Sünde,

152 - Meineid ist meine Liebe, wie du weißt,

153 - Kupido ließ, als er entschlummert war,

154 - Der kleine Liebesgott lag einst im Schlaf

 

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